Zwischenruf:

Das System verlangt das!

Gedanken zu populren "Zwngen".

Also, man muss ja mit der Zeit gehen. Internet habe ich ja schon lnger, aber noch mit Modem. und analogem Telefonanschlu. Damit, so hre ich im Bekanntenkreis, ist man ja nur zweiter Klasse online. DSL ist ein "Muss", wenn man in online- Kreisen mitreden will. Eigentlich geht mir das Internet- Zappelkino schnell genug, aber, ich beuge mich dem Trend.

T- Punkt Filiale in Kln.
Wartesaal zum groen IT- Glck.
Warteschlange wie in der DDR, wenns bei der HO Bananen gab.
Die T-Punkt- Bediensteten, Hter der Schwelle zum High- Tec Paradies, verbergen sich hinter Bildschirmen, murmeln Fragen, tippen eilfertig ein, ziehen Bgen aus ratternden Nadeldruckern. Ihre Mienen spiegeln jenes Gemisch aus Verbindlichkeit und Herablassung, das hchstens noch von einem Croupier einer Spielbank bertroffen werden knnte. 
Hier funktioniert alles online. Jeder Vertrag, der zustande kommt, ist Sekunden spter bereits beim Shareholder und vielleicht morgen schon brsenrelevant.

Ich bin dran.
Mein Wunsch nach einem DSL- Anschluss nimmt der Telekom- Mensch eher gelangweilt entgegen.  Ich sage artig wie ich heie, meine Anschrift, meine Telefonnummer, Gebhrennachweis will ich, eine Flat- Rate aber will ich aber nicht.
"Ihr Geburtsdatum?"
"Bitte?"
"Wann sind sie geboren?"
"Wieso -gibts Rentnerrabatt?"
"Nein!"
"Wozu brauchen Sie dann mein Geburtsdatum?"
Der Hter der Schwelle zum IT- Paradies setzt seine Dienstmiene aus lngst vergangenen Postbeamten- Zeiten auf. Er verkndet, wie weiland am Sinai, der Allmchtige dem Moses die zehn Gebote gegeben haben knnte:
"Das System verlangt das!"
"Welches System"?  frage ich. "Das System mit dem wir arbeiten" antwortet er unwirsch, deutet auf den Bildschirm und beginnt mit den Fingern seiner rechten Hand auf die Schreibtischplatte zu trommeln. Diese Zeit-ist-Geld-Gestik lste bei mir schon immer schwere Allergien aus. 
"Wenn Sie nun meinen Geburtstag nicht eingeben?", wende ich ein. "Dann kann der Vorgang nicht abgeschlossen werden, weil, das System verlangt das", sagt er, jedes Wort betonend.
Ich sage nichts.
Er trommelt.
Ich will kein DSL mehr.
Ich wende mich ab und verlasse den Wartesaal zu groen IT- Glck.

Wenn Systeme etwas verlangen. . . . 
Nicht dass ich so eitel whre, meinen Geburtstag geheim zu halten. Ich bin am 20. September 1940 in Kln geboren, demzufolge werde ich dieses Jahr 63. Das darf jeder wissen, interessiert aber kaum jemanden. Aber wenn ein "System" etwas von mir verlangt, kommen mir fatale Erinnerungen.

"Warum waren Sie als Volksschullehrer Mitglied der Nazi- Partei?"
"Das System verlangte das", sagte damals der Dorfschulmeister in Refrath

"Wie knnen Sie als christlicher Abgeordneter fr Aufrstung stimmen"
"Das System verlangt das", sagte wenig spter der Hinterbnkler in Bergisch Gladbach.

"Warum haben Sie als Grenzwchter auf Republikflchtlinge geschossen?"
"Das System verlangte das",
sagte auch der Mauerschtze aus Groenbroda

"Warum werfen Sie als freier Brger aus "Gods own land" Bomben auf wehrlose Leute im Irak?"
"Das System verlangt das", sagt der GI aus Maryland.

Musstet ihr wirklich am Todestage eurer Mutter ein schndes Autorennen fahren?
"Das System verlangt das", sagen die Schuhmacher- Brder aus Kerpen.
(KB 4-2003)

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