
Der Nubbel, der Niemand, der Jedermann.

Litaneien und greinende Klageweiber.
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Nubbelverbrennung im
Akazienhof.
(EB 02/2000)
Also, ein klnischer Brauch ist die Nubbelverbrennung nicht, auch wenn die
Stadtklner Karnevalisten das gerne erzhlen, um sich an die Spitze der Brauchtumspflege
zu setzen. Noch im zwanzigsten Jahrhundert wurde in Kln eine ganze Kirmes verboten, nur
weil eine Nubbelverbrennung auf den Programm stand. Der Brauch galt als
"heidnisch" und dem "hillije Klle" der Kardinle nicht angemessen.
Nubbelverbrennung -das Original- kann man nur
auf der "Schl Sick" authentisch erleben, denn hier hat sie wirklich
Tradition. So bettigten sich die Grengeler Draumdnzer am Fastnachtsdienstag als
"Traditionskorps rechtsrheinischer Brauchtumspflege".
Der Nubbel, eine lebensgroe Puppe, lehnte sich an die Theke des Akazienhofs, nie
mehr als drei Schritt vom nchsten Klsch entfernt. Ausgelassene Stimmung, Klsch, Korn
und Halve Hahn, das ist seine Welt, die er bald hinter sich lassen mu.
Der Zelebrant, eine Art Pfarrer, betritt die Szene, segnet die Umstehenden mit
einer Klobrste und beginnt eine Lob- Preis- und Trauerrede auf ihn. Das bunte Licht
verlscht, Kerzen werden entzndet. Es folgen Litanaien, Anrufungen, Hymnen. Klageweiber
greinen Rotz und Wasser.
Des Nubbels letzter Weg beginnt. In feierlicher Lichterprozession folgen ihm alle
Kneipenbesucher. Am Ausgang der Schnke blst ein Baritonsaxophonist Beethovens Trauermarsch.
Der Nubbel wird auf ein Steinbett vor der Kneipe gelegt, mit Alkohol bergossen
und entzndet. Er geht dahin, und damit symbolisch die Snden aller Umstehenden.
Wieso das nun heidnisch sein sollte, wusten wohl nur Klner Kardinle und das
Festkommitee. |