Vom "Sakramentarier" zur Friedenskirche.

450 Jahre evangelisches Leben in Urbach- Grengel.


Urzelle Porzer Protestantentums die ev. Kirche in Volberg.



Bevor die Friedenskirche gebaut wurde, war die Kapelle in Wahnheide (oben) und das Grengeler Waldheim (unten) Heimat der Grengeler Protestanten.

Am ganzen Grengel bekannt und beliebt, nicht nur wegen seiner "Pungse Hngche", Pfarrer Horst Dieter Pungs.

Der "Sakramentarier" von Urbach.

Der erste "Protestant" war um 1550 ein gewisser Bertram von Portz, der in Urbach lebte. Er besuchte dort die katholische Messe, verhielt sich aber eigenartig protestantisch. Unter anderem zweifelte er die Sakramentslehre der katholischen Kirche in aller ffentlichkeit an. Bertram von Portz hatte wohl nie direkte Verbindungen zu Wittenberg und dem Luthertum gehabt. Reformatorisches Denken war damals gngiger Zeitgeist und der Geist weht ja bekanntlich wo er will. Bertram bekamen seine wild- reformatorischen Umtriebe brigens sehr schlecht, er wurde vom Amtmann von Porz vor das Gericht des Herzogs von Berg in Bensberg gestellt, als sog. "Sakramentarier" verurteilt und kehrte nie mehr nach Urbach zurck.

In der Porzer Nachbarschaft in Volberg (heute Hoffnungstal) gab es 1560 bereits eine regulre evangelisch- Lutherische Gemeinde. Grengel, Wahnheide und Lind gehrten noch bis 1909 zur Gemeinde Volberg und haben damit eine der tiefsten protestantischen Wurzeln, die es im rheinischen Raum gibt.

Vom Waldheim zur Friedenskirche.

Eigentlich htte in den 50er Jahren am Grengel als Erstes eine evangelische Kirche gebaut werden mssen. Zeitweise betrug der Anteil der Protestanten an der Gesamtbevlkerung bis zu 60 %.
Am Grengel hatten seit 1949 vor allem evangelische Flchtlinge und Vertriebene aus Mittel- und Ostdeutschland eine neue Heimat gefunden. Deshalb war hier, 1959 an der Hermann-Lns-Str. 183 ein Jugendheim, seit 1971 Waldheim genannt, errichtet worden. Anfangs als Gemeindezentrum vorgesehen, diente es fr regelmige Gottesdienste von Pfarrer Wilhelm Kreis. Das Waldheim besa nicht einmal ein Harmonium, so dass Schwester Erika Etzolds Stimme den schlecht und recht Singenden das musikalische Rckgrat leihen mute. Aber auch andere kirchliche Veranstaltungen fanden hier noch bis 1987 statt. Heute beherbergt das Waldheim den Huckepack- Kindergarten.
Als Pfarrer Paul-Hermann Ginsberg 1969 als Pfarrer eingefhrt wurde, lebten im Pfarrbezirk Grengel- Urbach rund 4000 Evangelische, denen wie bisher Gottesdienste fr Erwachsene und Kinder im Jugend- bzw. Waldheim Grengel geboten wurden. Pfarrer Ginsberg hatte in Urbach, Kastanienweg 12, das durch den Architekten Hans Bcher erbaute Pfarrhaus beziehen knnen. Der selbe Architekt plante auch das benachbarte Gemeindezentrum Friedenskirche mit dessen Bau im Dezember 1972 begonnen wurde. Richtfest fand im April 1973 statt, die Einweihung am 4. November 1973.
Kurios sind die Gemeindegrenzen der Friedenskirche. Die Friedenskirchen- gemeinde umfasst den gesamten Grengel, steht auf Urbacher Grundgebiet, umfasst aber nur den Teil von Urbach, der stlich der Frankfuter Strae liegt.

De "Pungse Hngche".

Unter Pfarrer Pungs wurde dem Zentrum Friedenskirche mit dem Bau eines Glockenturms im Dezember 1986 auch uerlich ein kirchliches Zeichen gegeben. Die drei Glocken luteten erstmals zu Ostern 1987. Ein ansehnlicher Betrag dafr war durch Spenden aufgebracht worden, 500,-- DM hatte die Kath. Pfarrgemeinde St. Mari Himmelfahrt im Grengel mit ihrem Pfarrer Bernhard Khlert gespendet.
Die Glocken der Friedenskirche haben, verglichen mit dem Gelut von St. Bartholomus und Mari Himmelfahrt, eine helle und sehr durchdringende Klangfarbe. Dies mag am mangelnden Resonanzboden des schlanken Kirchturms der Friedenskirche liegen. Bei Westwind, der ja hufig auch den Regen bringt, sind die Glocken der Fiedenskirche auf dem ganzen Grengel deutlich zu hren. So entstand bald die Bauernregel:

Wenn et Pungse Hngche bellt,
bal Regen op dr Grengel fllt.